Es ist Zeit für einen Wechsel in der KZVB

Mit dem vom eigenen Verband erzwungenen Rücktritt des gerade erst gewählten ZZB-Vorsitzenden Dr. Stefan Böhm ist auch die "Ära Rat/Böhm" in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) am Ende. Dr. Böhm, 2. Vorsitzender der KZVB, hatte Mitte Mai eine schwere Niederlage vor dem Landgericht Hof erlitten. Die Verhandlung förderte Defizite in Sachen Glaubwürdigkeit und Integrität von Dr. Böhm zutage, der den Prozess (Az.: 35 O 1/16) selbst angestrengt hatte. Es wurde festgestellt, dass Böhm und die ehemalige Sekretärin von Dr. Rat ca. 300 Seiten Partynia-Internetprotokolle publik gemacht haben, die belegen, dass Dr. Janusz Rat als Vorsitzender der KZVB ausgiebig während der Dienstzeit als Wikipedia-Administrator tätig war.

Bereits 2014 hatte der FVDZ Bayern aufgrund von Hinweisen aus ZZB die Amtsführung der hauptamtlichen Vorsitzenden der KZVB, Dr. Janusz Rat und Dr. Stefan Böhm (beide ZZB), in Frage gestellt. Dies galt insbesondere für die Aktivitäten des KZVB-Vorsitzenden Dr. Janusz Rat unter dem Pseudonym "Partynia" während der Dienstzeit im Internet. Zweifel an der Seriosität der Amtsführung waren gewachsen, nachdem der Vorsitzende des Finanzausschusses der KZVB, Dr. Frank Portugall, die Amtsführung der Vorsitzenden Rat/Böhm massiv kritisiert hatte und aus der Fraktion von ZZB in der Vertreterversammlung der KZVB ausgeschieden war. Auch die Vorsitzenden der Vertreterversammlung sowie die Aufsichtsbehörde, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP), sind seit Mitte 2014 über die Vorgänge informiert.
Dazu Christian Berger, der Landesvorsitzende des FVDZ: "Wir erleben gerade auf Bundesebene, dass die Selbstverwaltung der Kassenärzte von der Politik hinterfragt wird, weil deren Vorsitzende ihr eigenes Wohl über das der Kollegen stellten. Selbstverwaltung darf nicht der Selbstbedienung dienen – auch nicht in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns. Die bayerischen Zahnärztinnen und Zahnärzte vertrauen darauf, dass ihre Körperschaften effektiv und seriös arbeiten. Das tun die Geschäftsführer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KZVB auch. Umso verwerflicher ist es, wenn hauptamtliche Vorsitzende vor allem ihren eigenen Vorteil vor Augen haben."

„Zwischen uns passt kein Blatt Papier“ war mantraartig die Aussage von Rat und Böhm in den Vertreterversammlungen zu den Vorwürfen von überhöhten Prämienzahlungen, bescheidenen Verhandlungsergebnissen und Dienstvergehen. Nun werden diese Vorwürfe bestätigt. Noch im Januar hatte Zukunft Zahnärzte Bayern (ZZB) Dr. Stefan Böhm zum Nachfolger von Dr. Janusz Rat erkoren – an der Vereinsspitze und als Spitzenkandidat von ZZB für die anstehende KZVB-Wahl. Dr. Rat hatte erklärt, nicht mehr für ein Amt in der KZVB zur Verfügung zu stehen. Kaum vier Monate später meldet ZZB in einer Pressemeldung vom 01.05.2016, dass Böhm weder Vorsitzender von ZZB noch Spitzenkandidat von ZZB für die anstehende KZVB-Wahl sei und geht sogar noch weiter: „…Auch Vorwürfe im Zusammenhang mit seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins "Zahnärzte Helfen e.V." sind derzeit Gegenstand weiterer Untersuchungen“, heißt es in der ZZB-Meldung.

Zum wiederholten Mal bietet der FVDZ Bayern allen verantwortlichen Kräften in der bayerischen Vertragszahnärzteschaft die Zusammenarbeit an. Landesvorsitzender Berger: "Wir haben in der Bayerischen Landeszahnärztekammer seit der Präsidentschaft von Christoph Benz den Beweis erbracht, dass diese Zusammenarbeit funktioniert, sowohl auf bayerischer wie auf Bundesebene. Das ist zugleich unser Modell für die KZVB. Es gibt genügend Aufgaben in der Selbstverwaltung, denen wir uns gemeinsam stellen müssen. Der Personenkult des Systems Rat/Böhm und die Abschottung der KZVB haben keine Zukunft. Wir brauchen endlich eine professionell und unabhängig agierende Vorstandschaft in der KZVB.“

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